Unsere grosse Reise

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Switzerland
Jacqueline wurde im vergangenen Jahr 40 Jahre alt und Dani konnte den selben Geburtstag dieses Jahr feiern. Wir beide sind seit 10 Jahren verheiratet und kennen uns seit über 20 Jahren. Für uns liefern bereits schon diese Fakten genug Gründe, um ein neues grosses "Midlife"-Abenteuer in Angriff zu nehmen. Das ganze geschmackvoll angereichert mit unserem chronischen Fernweh ergibt nun im Endergebnis eine Reise, von welcher wir noch nicht genau wissen, wohin sie uns im Detail führt, wie lange sie dauert und was genau auf uns zukommen wird. Mit diesem Blog möchten wir euch ein bisschen Anteil an unserem Trip haben lassen und euch aus unserer Optik berichten, was wir in der grossen weiten Welt erleben und was gerade so abläuft. Wir danken euch schon heute für eurer Interesse und wünschen euch viel Spass im Seitenwagen von Jack Daniels.
"Der Gewinn eines langen Aufenthaltes ausserhalb unseres Landes liegt vielleicht weniger in dem, was wir über fremde Länder erfahren, sondern in dem, was wir dabei über uns selbst lernen."

Roger Peyrefitte (*1907), frz. Schriftsteller und Politiker

Sonntag, 29. Mai 2011

Südafrika - auf Lion Kings Spuren

Nach etwas mehr als 13 Stunden in der Luft sind wir gut in Johannesburg gelandet. Leider hat uns der Jetlag einmal mehr schlaflose Nächte bereitet, es dauerte fast eine Woche, bis wir uns an die Zeitverschiebung gewöhnt hatten. Na gut, wenigstens befinden wir uns jetzt bis zum Ende unserer Reise in der gleichen Zeitzone wie ihr zu Hause. Auch sonst sind wir immer noch in der Angewöhnungsphase in einem Land mit ziemlichen Gegensätzen: Weisse Leute - schwarze Leute, Lehmhütten - Luxusunterkünfte, Englisch - Zulu, Autobahnen - Schotterpisten mit Schlaglöcher etc. Auf unseren bisherigen Reisen haben wir zwar schon viele (und viel extremere) Diskrepanzen gesehen, Afrika ist aber irgendwie ganz anders. Momentan ist es für uns noch etwas schwierig, dies alles einzuordnen, vergessen denn zu beschreiben.

 Die ersten paar Tage waren geprägt von ausgedehnten Pirschfahrten durch zwei Wildreservate in KwaZulu-Natal in der Nähe von Durban. Wir sind fast ausgeflippt, was uns da vor die Kameralinse (oder vor die Autohaube) gelaufen ist: Paviane, Gibbons, Gnus, Gazellen, Giraffen, Zebras, Flusspferde, Schlangen, Wildschweine, Krokodile, Antilopen, und von den Big5 soger Büffel, Nashörner und durchs Fernglas ein riesengrosser Löwe (es fehlen uns also noch Elephant und Leopard). Das wird uns beim nächsten Zoobesuch bestimmt ziemlich komisch vorkommen, wenn wir all diese Viecher dann wieder hinter Gitter sehen.

Unterwegs sind wir hier mit dem eigenen Fahrzeug, was uns auf der einen Seite mehr Flexibilität erlaubt, uns andererseits aber auch mehr Sicherheit bietet. Südafrika zählt ja nun schliesslich nicht gerade zu jenen Ländern mit einer tiefen Kriminalitätsrate und all die Warnungen der Einheimischen und im Reiseführer sind ziemlich unmissverständlich. Wir fahren nun in allgemeiner Richtung via Wild Coast und Garden Route ans Kap der guten Hoffnung, wo wir in gut zwei Wochen stranden werden. Und wie könnte es bei Balmlers auch anders sein, freuen wir uns schon heute auf die Weinüter am Western Cape.

Zwischendurch finden wir auch mehr und mehr Zeit, den weiteren (restlichen) Verlauf unserer Reise zu planen (und zu ändern). Es existieren erste Pläne, was in den kommenden Wochen und Monaten auf dem Programm (oder eben nicht mehr auf dem Programm) stehen soll. So leben wir nach der etwas intensiven Zeit in Ozeanien ganz im Grundsatz, dass weniger oft mehr ist. Weiteres dazu zu einem späteren Zeitpunkt, wir halten euch auf dem laufenden.


"last call for passengers travelling to Johannesburg"

Familie Hippo bei der Morgentoilette

eine Büffelherde zieht von dannen




fast wie im Film, aber echt! Ein Zebra in der Savanne


nicht nur wir schauen voraus in die Ferne


gemütliche Stimmung in der Steppe draussen


...na gut, mehr oder weniger gemütlich

die beiden Grosswildjäger in einem gediegenen B & B


solange kein Löwe in der Nähe ist, geht es den Gnus bestens



Samstag, 21. Mai 2011

Neukaledonien - ein spezielles Land

Es ist schwierig, die vergangenen zwei Wochen in Worte zu fassen. Zu verschieden waren die Eindrücke und zu unterschiedlich war das Erlebte. Wir probieren es natürlich trotzdem und berichten hier von einem ganz aussergewöhnlichen Flecken Erde.

Die ersten Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Nouméa. Wir waren froh, dass wir am Anfang mit der Auberge de Jeunesse (Jugendherberge) eine feste Bleibe hatten. Umso mehr, weil unser Gepäck den Weg in den tiefen Südpazifik erst einen Tag später gefunden hat als wir. Wenn wir nicht gewusst hätten, wo wir uns gerade befinden, hätten wir bei der Ankunft wahrscheinlich auf Paris getippt. Kaum etwas erinnerte daran, dass Nouméa mehrere tausend Kilometer von Frankreich entfernt ist. Hier wird französisch gesprochen, hier ertönt am Sonntagmorgen die Marseillaise (Nationalhymne Frankreichs), hier laufen alle mit einem Baguette unter dem Arm rum, hier wird Beaujolais, Côtes du Rhône, Bordeaux und Gewürtztraminer getrunken, hier wird am Radio jeweils die Lokalzeit sowie die aktuelle Zeit von Paris durchgegeben, hier heissen die Strassen Rue, Avenue oder Promenade, hier gibt es ein Quartier Latin etc. Leider unterscheidet sich auch das Preisniveau nicht von Frankreich – Neukaledonien ist sehr teuer.

So machten wir uns mit Mietwagen und Zelt auf, um das ozeanische Eiland zu erforschen. Wir merkten bald, dass Neukaledonien dann doch noch in einem Punkt wesentlich anders ist, als die Grande Nation, nämlich in der spärlichen touristischen Infrastruktur. Es gibt ein paar wenige Hotels, welche wir uns schlichtweg nicht leisten konnten. Dann hat es noch hie und da Privatunterkünfte, wo auch Essen angeboten wird...nein, für uns leider viel zu teuer. Restaurants? Fehlanzeige! So blieben uns nur noch die vereinzelt vorhandenen Campingplätze, welche sich zum grössten Teil zwar an tollster Lage befanden, aber allesamt ziemlich spartanisch eingerichtet waren. Wir lernten auf einmal schätzen, wie schön es ist, zwischendurch mal heiss zu duschen oder wenn uns der Eigentümer eine Tasse heisses Wasser für den Nescafé rausrückte. Gegessen haben wir als Selbstversorger und aufgrund fehlender Kochgelegenheit mehrheitlich kalt. So haben wir als Zelt-Anfänger ausschliesslich im Zelt übernachtet, was auf der einen Seite zwar wunderschön war, für uns aber eine riesige Herausforderung bedeutete. Zum Glück hatten wir einigermassen gutes und trockenes Wetter.

Trotz dieser nicht ganz einfachen Umstände wurden wir mit einer unglaublichen Landschaft belohnt. Fern ab von jeglicher Zivilisation entdeckten wir die einsamsten Strände, eine Küstenstrasse wie aus dem Bilderbuch, dann wieder malerische Regenwälder mit beeindruckenden Wasserfällen und zwischendurch mal wieder ein schönes „Chileli“. In nördlichen Teil sind wir schliesslich fündig geworden, von wo Neukaledonien (Neu Schottland) überhaupt seinen Namen hat. Die Berge und Wälder erinnerten uns an all die schönen Reisen nach Schottland und so muss es auch dem englischen Seefahrer James Cook gegangen sein, welcher auf der Suche nach Terra Australis (dem heutigen Australien) hier gelandet ist; die Ähnlichkeit mit den schottischen Highlands ist tatsächlich verblüffend.

Was mit Neukaledonien in Zukunft passiert, weiss man nicht so genau. Die einen sprechen von der Unabhängigkeit zu Frankreich, andere glauben nicht so recht daran. Zwar baut das Land 25% des weltweiten Nickels ab und sichert sich damit eine gewisse Zukunft. Aber allein schon, dass 30% aller Erwerbstätigen als Angestellte des öffentlichen Dienstes ihren Lohn direkt von Paris beziehen, wird wohl eher dahin zielen, dass Neukaledonien noch für längere Zeit zum französischen Empirium gehören wird.

Unsere Reise geht nun in westlicher Richtung weiter. Am Montag fliegen wir in einem Mammutflug und einem eintägigen Zwischenstopp in Sydney nach Johannesburg in Südafrika. Irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, dass in Afrika unsere Reise erst so richtig beginnen wird. Die Tatsache, dass wir bisher noch nie auf dem schwarzen Kontinent waren, lässt dies schon etwas erahnen. Nun gut, wir freuen uns einmal mehr, sind gespannt was kommen wird und lassen uns einfach auch ein bisschen überraschen. Ist es nicht genau das, was eine spannende Reise ausmacht?


leckere französische Baguettes...
 
...und das alles so weit von zu Hause entfernt

tolle Stimmung beim kalten Frühstück aus der Kartonbox...

...dafür aber ein Zeltplatz wie bei Robinson

Mangroven vegetieren vor sich hin...


...Küsten wie im Traum...


...herrliche Regenwälder...


...und eine aussergewöhnliche Kirche am äussersten Landzipfel

und hier noch ein exklusiver Blick in unsere Wohnung

Freitag, 6. Mai 2011

Australien - auf der Zielgerade

Der Weg führte uns in den letzten zwei Wochen nochmals weiter nordwärts. Die Vegetaion wurde üppiger, die Temperaturen nahmen einen weiteren "Gump" nach oben und die Luftfeuchtigkeit stieg an - wir waren in den Tropen. Im Northern Territory sind ein Grossteil der Ureinwohner Australiens zu Hause. Nach all den Jahren Besitzanspruchs der Engländer scheinen sich diese beiden doch so unterschiedlichen Kulturen miteinander arrangiert zu haben. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass mann in den Strassen doch leider häufig Aboriginals sieht, welche nur rumhängen und dem Alkohol und anderen Drogen verfallen sind. Wir haben das Gefühl, dass Australien punkto Integration wahrscheinlich schon noch die eine oder andere Hausaufgabe zu erledigen hat. Das dies nicht immer einfach wird, wissen wir als Schweizer ja nur allzu gut.

Wir haben uns in den vergangenen Tagen nochmals in die Natur zurückgezogen und die faszinierende Landschaft des Nordens genossen. Sei es der gigantische Katherine River, welcher sich durch eine enge Schlucht windet, die riesengrossen Termitenhügel im Litchfield Nationalpark oder das gigantische Sumpfgebiet und die Felsmalereien im Kakadu Nationalpark. Allesamt waren sie weitere Höhepunkte auf einer eindrücklichen und spannenden Reise durch Australien.

Nach 62 Tagen und 8'611,50 Kilometer war Vorgestern somit unsere Australien-Mission beendet. Mit Pauken und Trompeten fuhren wir in Darwin ein. Wir waren überglücklich, dass uns während der ganzen Reise von den 40 Tonnen schweren Roadtrains keine grossen Steine auf die Windschutzscheibe gespickt wurden, dass bei den enormen Asphalttemperaturen alle Reifen durchgehalten haben, dass die Strassen von den heftigen Monsunüberschwemmungen und Zyklonen mehrheitlich befreit waren und dass der ganze Trip unfallfrei verlaufen ist. Ob es an unseren Wünschen bei den vielen Sternschnuppen, dem allabendlichen Blick zum Kreuz des Südens oder sonst an einer aussergewöhnlichen Kraft gelegen haben mag, wissen wir nicht. Auf jeden Falls sind wir für den reibungslosen Ablauf zutiefst dankbar. Irgendwie sinnbildlich dafür war jenes Kangaroo, welches 1 Stunde vor Darwin über die Strasse hopelte, am Strasssenrand anhielt, sich drehte und uns mit einem treuen Blick in die Augen geschaut hat. Wir hatten das Gefühl, es wolle sich von uns verabschieden. Es hüpfte weiter in die Wildnis hinaus und so haben auch wir uns verabschiedet - wir waren gerne zu Gast in Down Under!

bye bye Australia et bienvenue en Nouvelle-Caledonie




unbegrenzte Freiheit am Katherine River







Aboriginal-Kunst auf Fels gemalt

malerische Sumpflandschaft im Kakadu Nationalpark


...doch die Idylle trügt

hier waren die überaus fleissigen Termiten am Werk


angekommen am Top End - der Motor wird zum letzten Mal abgestellt


der Wind weht in die richtige Richtung, lasst uns die Segel hissen, die Reise geht weiter