Unsere grosse Reise

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Switzerland
Jacqueline wurde im vergangenen Jahr 40 Jahre alt und Dani konnte den selben Geburtstag dieses Jahr feiern. Wir beide sind seit 10 Jahren verheiratet und kennen uns seit über 20 Jahren. Für uns liefern bereits schon diese Fakten genug Gründe, um ein neues grosses "Midlife"-Abenteuer in Angriff zu nehmen. Das ganze geschmackvoll angereichert mit unserem chronischen Fernweh ergibt nun im Endergebnis eine Reise, von welcher wir noch nicht genau wissen, wohin sie uns im Detail führt, wie lange sie dauert und was genau auf uns zukommen wird. Mit diesem Blog möchten wir euch ein bisschen Anteil an unserem Trip haben lassen und euch aus unserer Optik berichten, was wir in der grossen weiten Welt erleben und was gerade so abläuft. Wir danken euch schon heute für eurer Interesse und wünschen euch viel Spass im Seitenwagen von Jack Daniels.
"Der Gewinn eines langen Aufenthaltes ausserhalb unseres Landes liegt vielleicht weniger in dem, was wir über fremde Länder erfahren, sondern in dem, was wir dabei über uns selbst lernen."

Roger Peyrefitte (*1907), frz. Schriftsteller und Politiker

Montag, 26. November 2012

Chile - Farbe und Freunde

Etwas Wehmut befällt uns beim Schreiben dieser Zeilen, es wird der letzte Beitrag auf Jack Daniels on Tour sein!

Wir hätten uns als Abschluss der Reise keinen spezielleren Ort auswählen können, als Valparaíso. Es ist wahrscheinlich die aussergewöhnlichste Stadt von Chile - nein, von ganz Lateinamerika. Nebst der Lage an einer traumhaften Bucht besticht Valparíso durch seine verschiedenen Hügel. Auf jedem befindet sich ein anderer Stadtteil, befinden sich andere Themenbereiche, befinden sich unterschiedliche Sehenswürdigkeiten. Die ganze Stadt hat viel Charme, ist etwas heruntergekommen, etwas schmudelig, sehr geschichtsträchtig und voller Farben. Eine einzigartige Kombination, welche die UNESCO veranlasst hat, die Stadt unter Weltkulturerbe zu setzen. Wir beide haben schon so viel gesehen auf unseren Reisen, manches wiederholt sich immer wieder auf die eine oder andere Art, bei vielem verteilen die Reisebücher oft zu grosse Vorschusslorbeeren. Bei Valparaíso kamen wir aber zum Staunen fast nicht mehr raus, lange ist es her, seit wir von einem Ort dermassen gefesselt waren. Das Sahnehäubchen war ein schon lange herbeigesehntes Treffen mit unseren Freunden Brigitte und Walter. Einfach wunderbar, mit diesen tollen Personen etwas zu plaudern, gute Tropfen zu trinken und gemeinsam in den Gassen zu schlendern - ein idealer Vorgeschmack auf zu Hause.
 
Zu Valparíso könnten wir noch viel erzählen, aber wir glauben, dass wir es hiermit bewenden wollen. Es ist der letzte Tag unserer Reise, draussen scheint die Sonne, es ist angenehme 28° C warm und vor uns steht noch ein gemütlicher Stadtspaziergang durch Santiago de Chile. Heute Abend wird uns die LAN Chile in einem 18-stündigen Flug via Madrid in die Heimat zurückfliegen und damit wird Jack Daniels on Tour Geschichte sein.

Heute in einer Woche...

...wird Dani bereits seinen ersten Arbeitstag hinter sich haben
...werden wir die Wohnung auf dem Menzberg gemütlich eingereichtet haben
...werden wir unsere Familien und Freunde getroffen haben
...werden wir einen Adventspaziergang durch die Stadt unternommen haben
...werden wir vielleicht die ersten Schneeflocken sehen
...
...
...

Es lohnt sich also mehr als nur ein bisschen, den Rucksack ein letztes Mal zu packen, und uns auf den Heimweg zu begeben.

Vor etwas mehr als zwei Jahren haben wir diesen Blog ins Leben gerufen und, so finden wir, in der Überschrift ein ganz treffendes Zitat verwendet. So wollen wir heute den Blog mit dem wohl berühmtesten Reisezitat beenden. Wenn wir noch einmal durch die 64 Beiträge stöbern, wissen wir, dass diese Worte mehr als nur etwas Wahres haben:
 
 
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Drum nähm ich meinen Stock und Hut, und tät das Reisen wählen."
 
Matthias Claudius (1740 -1815), dt. Dichter und Journalist



farbenfrohe Häuser - wohin man schaut

eine Fahrt mit diesem Lift ist ein spezieller Adrinalinkick

es war wunderschön, Brigitte und Walter zu treffen

und noch viel mehr Farbe

die ältesten noch fahrenden Trolleybusse der Welt (Jahrgang 1947)


immer wieder geht es bergauf

und sogar unsere Unterkunft erscheint in prächtigen Farben

So Leute, das war's - wir sehen uns in der Schweiz!
 

Dienstag, 20. November 2012

Chile - dem Himmel ganz nah

Mendoza kennt man bei uns in der Schweiz vorallem als das argentinische Weinanbaugebiet schlechthin. So ist es auch tatsächlich - hunderte von Hektaren Reben befinden sich in allen Himmelsrichtungen rund um die Provinzstadt. Mendoza ist aber daneben auch ein bezaubernder Ort. Breite Boulevards, alle mit schattigen Bäumen bewachsen, grossartige Parks, eine relaxte Atmosphäre und gemütliche Restaurants sind nur einige der Vorzüge, welche diese Stadt zu bieten hat. Wir haben den Aufenthalt in (und rund um) Mendoza sehr genossen. Als krönender Abschluss frönten wir einem gemütlichen Asado (arg. Grillparty) mit bekannten Gesichtern aus der Schweiz und viel Malbec - es war ein würdiger Abschied von Argentinien.
 
Ein letztes Mal überquerten wir die Anden, die Reise führte uns langsam aber sicher an unser Ziel Santiago de Chile. Der Trip über die längste Bergkette der Welt war noch einmal ein richtiges Feuerwerk. Herrliches Wetter, einen grandiosen Blick auf den Aconcagua (der höchste Berg ausserhalb des Himalayas), gigantische Schluchten, tiefblaue Gletscher, überwältigende Gipfel...und am Schluss der Grenzübergang nach Chile auf knapp 4'000 M.ü.M - puhhh, das war noch einmal ganz grosses Andenfeeling und definitiv die schönste Fahrt unserer Reise.
 
In Chile angekommen haben wir jetzt einen Gang runter geschaltet. Die letzten Tage gingen wir es etwas ruhiger an, wir wollten die Batterien noch einmal aufladen, bevor es dann in der Schweiz wieder losgeht. Dafür hätten wir keinen idealeren Ort wählen können, als das Valle Elqui. Tja, wie sollen wir dieses Tal nahe von La Serena eigentlich beschreiben? Als erstes ist es einmal Zentrum der chilenischen Pisco-Produktion (Weinbrand). Dann besticht die Landschaft durch verschiedene Grüntöne, welche zusammen mit dem intensiven und satten Himmelsblau eine Augenweide sind. Das Tal ist aber vorallem auch bekannt für seine futuristischen Observatorien, für eine aussergewöhnliche kosmische Energie, für die häufigen UFO-Sichtungen und die malerischen Dörfer. Das alles mag vielleicht etwas eigenartig klingen. Die Kombination von all dem macht aber das Valle Elqui wirklich zu einem ganz aussergewöhnlichen Ort - irgend etwas scheint dort anders zu sein, man muss es selber erlebt haben. Als Höhepunkt stand für uns der Besuch in einem Observatorium auf dem Programm. Chile ist bekannt für seine Sternwarten. Forscher aus der ganzen Welt pilgern hier her, um ferne Galaxien, Kugelsternhaufen und erloschene Sterne zu beobachten. Dreihundert wolkenlose Nächte, geringe Luftverschmutzung, fast keine Luftfeuchtigkeit und kaum messbare Luftströmungen sind natürlich perfekte Bedingungen für Sterngucker. Auch wir haben Galaxien gesehen, den roten Planeten Mars, zahlreiche Konstellationen und den guten alten Mond. Es war eine Nacht voller Staunen und Begeisterung, es war ein Blick in die Sterne, ein Blick in die Vergangenheit und vielleicht auch ein Blick in die Zukunft.
 
 

Weintour in einem etwas komischen Outfit

zauberhafte Parkanlagen in Mendoza

ausgelassenes Schweizertreffen im fernen Argentinien

ein letztes Mal den Anden entgegen (im Hintergrund der Aconcagua - 6'962 M.ü.M.)

und ebenfalls ein letztes Mal über die Grenze

der Blick in die Sterne war einmalig, eindrücklich und imponierend 

im Valle Elqui herrscht eine ganz besondere Atmosphäre...

...sieht man uns das nicht etwas an?

noch nie haben wir einen solch blauen Himmel gesehen

und irgendwie waren wir dem Himmel ganz nah
(© by Jack Daniels)
 

Freitag, 9. November 2012

Argentinien - in vino veritas

Erst eine Woche in Argentinien und schon haben wir wieder viel gesehen und erlebt.
 
Nachdem wir uns von der aussergewöhnlichen Busfahrt etwas erholt hatten, packten wir einen Mietwagen und begaben uns für vier Tage in das Hinterland von Salta, genauer gesagt ins Valle Calchaqíes. Die Szenerie in diesem Tal ist faszinierend. Ein Kaktus nach dem anderen ziert die dürre Landschaft und im Hintergrund steigen die schneebedeckten Anden gegen den Himmel. Wir befinden uns auf einer Schotterpiste, genauer gesagt auf der weltberühmten Ruta 40. Es ist die längste Nationalstrasse in Argentinien und reicht von der bolivianischen Grenze im Norden bis ganz runter nach Feuerland - 5'224 Kilometer Staub, Geschichte und Abenteuer. Die Siedlungen auf diesem Pfad sind klein, dafür umso hübscher. Es sind Dörfchen mit einem verschlafenen Hauptplatz, einer Kirche aus der Kolonialzeit, ein paar gemütlichen Herbergen und einfachen Restaurants. Was will man den eigentlich mehr?
 
Was man in dieser Umgebung wohl niemals vermuten würde, ist, dass hier einige der tollsten Weine von ganz Argentinien angebaut werden. Das trockene Wetter und die Bodenbeschaffenheit scheinen absolut ideal zu sein, um die köstlichen Tropfen herzustellen. In diesen Breitengraden wird der Weinbau vorallem durch die Weissweintraube Torrontés Riojano (nicht zu verwechseln mit dem spanischen Torrontés) regiert. Was? Noch nie etwas davon gehört? Dafür haben wir Verständnis, diese Sorte existiert nur hier in Argentinien. Wir haben wunderschöne Weine getrunken und dazu herrlich gespiessen, es war wie das Paradies auf Erden. Und wenn wir euch nun etwas "gluschtig" gemacht haben, können wir euch sogar einen echten Spitzentropfen empfehlen: AMALYA, erhältlich für Fr. 12.90 bei der St. Georgskellerei (heute Fasszination). Diese Flasche Wein ist jeden Rappen wert, wir waren persönlich auf dem Weingut. Prost, und denkt beim Trinken ein bisschen an uns!
 
Nun haben wir gestern unser Fahrzeug wieder hier in Salta abgegeben und werden heute Nacht in einer (hoffentlich der letzten) Nachtfahrt weiter Richtung Süden, genauer gesagt nach La Rioja fahren. Wir haben dort in der Umgebung noch das eine oder andere vor.
 
In diesen Tagen merken wir, dass unser grosses Abenteuer sich seinem Ende zuneigt. Wir erhalten bereits Mails von unseren zukünftigen Arbeitgeber, die Busreisen gehen etwas an die Substanz und in Gedanken sind wir oft bei unserem "Heimetli" auf dem Menzberg. Bald schon werden die letzten Zeilen im letzten Kapitel geschrieben sein, wir werden das Buch zuklappen und irgendwo feinsäuberlich aufbewahren. Und dann, ja dann an einem kalten Winterabend, wenn es draussen dunkel ist und schneit und drinnen schön warm ist, werden wir einen guten Tropfen öffnen, das Buch wieder hervornehmen und in Erinnerungen schwelgen...auch auf das freuen wir uns!
 
 
Kaktus und schneebedeckte Andengipfel - eine sagenhafte Kombination
Wilder Westen in Argentinien - die Ruta 40
 


In Cachi scheint die Zeit stehen geblieben zu sein







 
 







so unbeschwert kann das Leben manchmal sein


diesem herrlichen Tropfen können wir unmöglich wiederstehen

"...und es het no vöu meh!"


bis nach Feuerland sind es noch ein paar Kilometer

darum machen wir lieber hier Rast...

...und geniessen das Leben



 

Samstag, 3. November 2012

Argentinien - "Wenn einer eine Reise tut...

 ...dann kann er wirklich was erzählen. Im letzten Bericht haben wir von unserem Vorhaben berichtet, über die Anden nach Argentinien zu reisen. Dass Plan und Realität oft weit auseinander liegen, möchten wir euch in diesem Beitrag schildern.
 
Ausgangslage der Reise
 
Start:     San Pedro da Atacama (Chile)
Ziel:       Salta (Argentinien)
Abfahrt:  09h30
Ankunft: 19h30
Distanz: 590 km
 
Pünktlich, wie wir Schweizer sind, fanden wir uns eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrtzeit an der Bushaltestelle ein. Schon bald merkten wir aber, dass es wohl kaum zu einer planmässigen Abfahrt kommen würde. Der Bus trudelte mit einer Stunde Verspätung ein. Das war nicht so tragisch, so was soll es in Südamerika geben. Alles Gebäck wurde verstaut; das heisst, einige Passagiere mussten ihre grossen Rucksäcke und Koffer mit in den Bus nehmen, im Gepäckraum gab es zu wenig Platz. Alle waren eingestiegen, die Reise konnte losgehen. Wir fuhren genau...300 Meter. Aussteigen! Chilenischer Grenzposten für die Ausreise. Als wir die Schlange vor dem Zollhäuschen sahen, trauten wir unseren Augen nicht. Der langen Rede kurzer Sinn, nach drei Stunden hatten wir die Ausreisestempel im Pass. Gut, jetzt konnte die Reise also mit vierstündiger Verspätung definitiv starten. Eine wunderschöne Fahrt lag vor uns, traumhafte Bilder, eine unbeschreibliche Landschaft...und 40 km ausserhalb von San Pedro gab der Bus seinen Geist auf! Einer der beiden Buschauffeure hielt kurz danach ein Auto an und fuhr zurück ins Dorf (dieses Detail wird später noch von Bedeutung sein). Der verbliebene Driver machte sich am Motor zu schaffen, aber eigentlich hatte er überhaupt keine Ahnung. Zum Glück war noch ein brasilianischer Velomech mit an Bord, welcher seine handwerklichen Kenntnisse am 500 PS starken Motor ausprobierte - leider erfolglos. Es folgten 4 1/2 Stunden Warten inmitten der Wüste und eigentlich wusste niemand so genau, was läuft oder was unternommen wird. Und siehe da, wie durch ein Wunder konnte der Chauffeur auf einmal den Motor wiederstarten, keine Ahnung wieso. Gut, abgehackt - jetzt geht die Reise aber endgültig los, oder etwa doch nicht? Ganz richtig, wo war der zweite Fahrer? Der ist ja noch gar nicht zurückgekehrt. Also fuhr der  Bus mit all seinen Passagieren wieder nach San Pedro und so waren wir um 18h30 (9 Stunden nach der geplanten Abfahrt) zurück am Ausgangspunkt. Nach langem Suchen fanden wir den Mann und nahmen ihn mit. Wieso dieser überhaupt per Autostopp nach San Pedro gefahren ist, was er dort gemacht hatte und wieso er nicht zurück zum Bus gekommen ist, wird für uns ein Geheimnis bleiben.
 
Wenn wir den argentinischen Grenzposten auf dem Paso de Jama jetzt aber noch rechtzeitig vor Schalterschluss erreichen wollten, mussten wir uns  beeilen...und das haben wir auch geschafft. Allerdings war der Zollbeamte gedanklich wohl schon eher in der Welt der Träume als an der Arbeit, er hat uns einen ganzen Monat früher einreisen lassen (siehe Bild unten). Morgens um 06h00 kamen wir mit einer Verspätung von 10 Stunden in Salta an. Völlig übermüdet suchten wir ein Hotel. Aufgrund von Allerheiligen schien die ganze Stadt völlig ausgebucht. Mit etwas Glück und einem guten Tip eines Argentiniers fanden wir aber doch noch eine gute Bleibe. Nachdem wir bis Mittag durchgeschlafen hatten, gingen wir anschliessend auf Erkundungstour...und am Abend, tja am Abend gab es dann ein saftiges Rindssteak und ...Flasche(n) Wein......
 
 


hier war die Welt noch in Ordnung, die Reise hätte beginnen können

am Zoll waren die Aussichten schon nicht mehr so rosig

und hier lief überhaupt nichts mehr

der Mechaniker scheint ziemlich ratlos zu sein

und Hilfe ist von weit und breit her keine zu erwarten

wohin wird die Reise jetzt wohl gehen

an einem Grenzposten mitten in der Nacht - wir sind in Argentinien


der Zollbeamte hat wahrscheinlich schon fast geschlafen (siehe Stempeldatum)

dieses Glas haben wir uns mehr als nur verdient - p.s. es blieb nicht nur bei einem:-)
 

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Chile - die Wüste lebt!

Seit unserem letzten Beitrag sind wir ein ziemliches Stück südwärts gereist. Via Lima und Arequipa ging die Fahrt an die chilenische Grenze und gleich weiter in einer Nachtfahrt mitten in die Atacamawüste. 2'400 km innerhalb von 72 Stunden - das kann sich sehen lassen, und wohlverstanden, alles mit ÖV's. So sind wir vor vier Tagen ein bisschen übermüdet im nordchilenischen Wüstenkaff San Pedro de Atacama eingetrudelt. Die Fahrt mitten durch die Einöde wahr sagenhaft, spannend und vielseitig. Die Umgebung hier wirkt auf uns total sureal und ergreifend. Es sind Landschaften, welche man nur auf dem südamerikanischen Altiplano zu sehen bekommt.

So gibt es auf dieser kargen Hochebene einen krustigen und brüchigen Salzsee, es sieht aus, als hätte ein Riese hier mit einer Drahtbürste gewütet. Wo scheinbar kein Leben mehr zu erwarten ist, erscheint wie aus dem Nichts plötzlich eine türkisfarbene Lagune, hunderte von Andenflamingos stolzieren ganz gemütlich umher, immer auf der Suche nach schmackhaften Krebsen und Algen. Etwas weiter oben in den Bergen glitzern Hochgebirgsseen wie kleine Tupfer mitten im Wüstensand. Die Farben hauen uns fast um, die Intensität auf dieser Höhe ist schlichtweg überwältigend. Und wenn das Gefühl aufkommt, hier oben existiere tatsächlich kein Leben mehr, trotten einem ganz plötzlich und unverhofft eine Herde Vikunjas oder ein niedlicher Andenfuchs über den Weg. Im Valle de la Luna (Tal des Mondes) erwartet uns dann eine völlig andere Stimmung. Während man auf einer riesigen Sanddüne sitzt, noch ganz ausser Atem vom anstrengenden Aufstieg, versinkt die Sonne hinter dem Horizont und es tritt eine wunderbare Verwandlung ein. Der ferne Ring aus Vulkanen und das wie eine Mondlandschaft anmutende Tal erstrahlen in einem Feuerwerk von unbeschreiblich schönen Purpur-, Pink- und Goldtönen. Und ob das alles noch nicht genug wäre, erleben wir bei El Tatio noch eine würdige Zugabe. 64 Geysire und hunderte von Fumarolen stossen Wasserdampf und Gas aus. Wirbelnde Dampfsäulen hüllen in Teufels Küche die Besucher ein und der blubbernde und zischende Soundtrack klingt fast wie ein ganzes Arsenal von kochenden Kesseln - gigantisch!

Und wie geht es nun die restlichen drei Wochen noch weiter? Die ursprüngliche Idee war eigentlich, dass wir auf der chilenischen Seite weiter unterwegs sein werden. Kurzerhand haben wir uns jetzt aber umentschlossen. Morgen fahren wir in einer zehnstündigen Reise quer über die Anden und gehen nach Argentinien. Wir haben Sehnsucht nach Wein, gutem Fleisch und dem lockeren Lebensstil der Gauchos. So glauben wir zu ahnen, dass die restliche Zeit noch einmal ganz anders wird, und das ist auch gut so. Wahrscheinlich werden wir eher von köstlichen Rebsorten und saftigem Rindsfilet berichten, als von dünner Andenluft und endlos weiten Wüsten - mal sehen.
 

der letzte Blick auf das peruanische Nationalgetränk

und wieder einmal eine andere Flagge - Bienvenidos a Chile

ganz gemächlich futtert ein bezaubernder Flamingo

eine wahre Symphonie aus Farben

der Mann im Mond

so oder ähnlich muss es wohl auf unserem Trabanten aussehen


es blubbert und dampft überall


sogar ein niedlicher Andenfuchs lässt sich blicken


es ist arschkalt, aber unglaublich schön


sogar die Dünen sind nicht einfach nur Dünen


der Nebel lichtet sich - wir wissen wo die Weiterreise hingeht
 

Montag, 22. Oktober 2012

Perú - zwischen Gipfel und Gletscher

Seit wir vor sechs Jahren das letzte mal in Huaraz waren, haben wir immer wieder vom bekannten Santa Cruz Trek gesprochen. Diesmal nun wollten wir diese Mehrtageswanderung in Angriff nehmen, fit genug fühlten wir uns. Bevor es aber in der dünnen Andenluft losgehen konnte, mussten wir uns genügend gut akklimatisieren. Ohne dieses Höhentraining wären wir später Gefahr gelaufen, Höhenkrankheit zu erleiden. Um dem vorzubeugen, unternahmen wir eine Tageswanderung auf die Laguna Churup - von Huaraz aus 1'500 Meter rauf und anschliessend wieder runter, in der Hoffnung, dass unsere Körper anschliessend genug rote Blutkörperchen gebildet hatten.
 
So konnte es also losgehen. Die "Reisegruppe" bestand aus einem Führer, einem Eseltreiber, zwei Esel, einem Pferd und uns beiden. Die grosse Unbekannte war für uns, wie sich das Wetter entwickeln würde. In den Bergen sind die meteorologischen Verhältnisse oft unberechenbar und heimtückisch. Diesem Umstand zollten wir dann auch genügend Tribut, während vier Tagen hatten wir vorallem mit Regen und Schnee zu kämpfen. Zum Glück waren wir hervorragend ausgerüstet - THE NORTH FACE, Mammut, Adidas, Deuter und wie sie alle heissen, sei Dank!  Der Tagesablauf auf unserem Trek sah folgendermassen aus. Morgens um 5.30 Uhr wurden wir von unserem Führer David mit einer Mate de Coca (Tee aus Cocablätter) geweckt. Um sechs Uhr verwöhnte er uns dann mit einem köstlichen Frühstück aus der spartanisch eingerichteten Campingküche. Während wir uns anschliessend der Morgentoilette widmeten, räumte Gustavo (für uns war er Guschti, und so wurde er auch ziemlich schnell von seinen peruanischen Kollegen genannt) die Zelte zusammen und bepackte die Esel mit all dem Gepäck. Es folgten sechs- bis achtstündige Wanderungen durch anmutende Landschaften. Smaragtgründe Lagunen, majestätische Berggipfel und wilde Gletscherabbrüche waren unsere Begleiter. Als "pièce de résistance" erwartete uns am zweitletzten Tag der Aufstieg zum Pass Punta Unión. Konditionell hatten wir überhaupt keine Probleme und glücklicherweise ging uns auch die Luft nicht aus. Das Wetter allerdings spielte einige Kapriolen, so dass die Besteigung dann doch nicht zum Spaziergang wurde. Nach einem raschen Abstieg in ein komplett anderes Tal wurden wir dafür mit einer wahrlich malersichen Gegend verwöhnt. Zwischendurch meldete sich sogar die Sonne, als wollte sie uns zeigen, dass es sie immer noch gibt. Nach vier Tagen, 50 Kilometer und rund 2'500 Höhenmeter endete unser Trek in einem verlassenen aber charmanten Andendörfchen, wir waren am Ziel.
 
Nun erholen wir uns noch zwei Tage hier in Huaraz und planen den weiteren Verlauf unserer Reise. Nach den beiden Highlights Chachpoyas und Santa Cruz Trek überlegen wir uns, ob das Ganze hier in Perú überhaupt noch zu toppen ist. Da wir zudem den restlichen Teil von Perú schon recht gut kennen, kann es also gut sein, dass wir uns im Eilzugstempo Richtung Süden bewegen und unsere Pläne ziemlich auf den Kopf stellen. Was aus diesen Ideen wird, werden wir sehen. Es ist auf jeden Fall das grosse Pirvileg einer längeren Reise, dass man von heute auf morgen den eingeschlagenen Pfad verlassen kann um etwas ganz anderes zu entdecken. Oder wie hat es doch Konfuzius schon 500 v. Chr. so schön gesagt - "Der Weg ist das Ziel"
 


 
 
 



akklimatisieren ist in diesen Höhen lebenswichtig (Laguna Churup - 4'460 M.ü.M.)

diese Wolken verheissen für die kommenden Tage wohl nichts gutes

Andencamping - ohne Strand, dafür mit Aussicht

frische Pancackes zum z'Morge - lecker!

das Wetter dreht ziemlich schnell, lasst uns aufbrechen

die Verhältnisse sind garstig und widrig
 
der Aufstieg zum Pass ist geschafft

wunderschöne Kulisse im anderen Tal unten...

...und interessierte Menschen begrüssen uns in den Dörfchen

das war's - nach vier Tagen am Ziel

auch die Esel werden von der grossen Last befreit
und im gemütlichen Hotelzimmer träumen wir noch einmal von diesem einzigartien Erlebnis